Sonntag, 3. Juni 2007

sobre la semana social y otras cosas

Weiß ich hink ein bisschen nach mit meinen Beiträgen, aber die letzten Wochen war ein bisschen viel los, weil ja Kathrin letzten Freitag wieder nach Österreich gedüst ist und wir noch das ein oder andere vorgehabt haben  jetzt wo ich so ganz „allein“ in Sto. Domingo hock, hab ich mir gedacht, ich könnt euch mal was von meinen Eindrücken von der Semana Social erzählen.
Die Semana Social ist eine Konferenz, die von der Kirche veranstaltet wird, um über die sozialen Belange des Landes zu hören und zu diskutieren – sie war ziemlich gut besetzt – es hat Vorträge von hohen Tieren der Kirche (Bischöfen, Direktoren der diveresen Pastoral Socialen), Vertreter einzelner Ministeria, Uniprofessoren und Vertreter der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppe gegeben – also ein kunterbuntes Allerlei
Die Semana Social war in 3 Teile gegliedert: Politik, Wirtschaft und Kultur – zu allen Teilen gab zuerst Vorträge, dann Foren, die man wählen konnte, wo Spezialthemen behandelt wurden und dann gabs noch Mesa de Trabajo, wo man die Möglichkeit hatte mitzudiskutieren und mitzugestalten (zu den Vorträge und Foren konnte man „nur“ Fragen stellen)  Ziel war es alle Beiträge, zu einem Papier zusammenzufassen, die dann der Regierung übergeben werden soll, um die ein oder andere Idee in die neue Verfassung aufzunehmen, denn die Ecuadorianer sind im Moment zum 19. Mal dran ihre Verfassung neu zu gestalten.

Für mich war die Woche sehr spannend, weil ich nicht wirklich viel Ahnung über die derzeitige politische, wirtschaftliche Situation in Ecuador hatte und sie mir auch aufgezeigt hat, wie wir in Österreich eigentlich auf der Insel der Seeligen leben, mit einer großen politischen und sozialen Sicherheit.

Nun aber zu meinen Eindrücken:
Ad Politik:
Correa und seine Leute scheinen gut zu sein – er versucht hier echt die Demokratie auf eine breitere Basis zu stellen bzw. überhaupt einmal eine Basis (Verfassung) zu schaffen, die die Grundrechte und Freiheit des einzelnen sichert. Er versucht auch eine Umstrukturierung der Regierung zu bewirken – hier ist nämlich das Problem, dass „nur“ die Reichen das sagen haben und daher wirtschaftliche Interessen in Vordergrund stehen, die Rechte der einzelnen, der Armen haben keinen besonderen Wert  man muss jetzt schön langsam versuchen, durch entsprechende Gesetzgebungen die Regierung und die Gerichtsbarkeit zu trennen, sie funktionell unabhängig zu machen und deren Kompetenzen klar aufzuteilen und dann ein neues Regierungssystem zu schaffen, wo alle Bevölkerungsgruppen (Indigenas, Afro-Ecuadorianer, andere) vertreten sind und mitgestalten können.
Denn im Moment ist die Situation eher so, dass alle kein Vertrauen in die Regierung und in die Politik haben, weil sie den Eindruck haben, dass eh alle korrupt und rassistisch sind – das nur Geld die Welt regiert, dass es praktisch kein soziales System gibt (bis auf Kleinigkeiten, z.B. 30 $/Monat als Unterstützung für Familien) – die sozialen Organisation haben den Eindruck, dass alles was an sozialem hier passiert in ihrer Hand liegt (was zum Teil sicher auch stimmt) – bei der Frage aber, ob sie mit politischen Organisationen (z.B. den Ministerien oder den örtlichen Bürgermeistern zusammenarbeiten, müssen sie verneinen – sie würden ja gern, aber sie haben Angst Macht an korrupte Leute abzugeben  versuchts daher nicht einmal
Was mich tief beeindruckt hat, war der Übergang vom ersten zum zweiten Tag – am ersten Tag, war die Rede von neuen Ideen, von Aufbruchstimmung, von vielen guten Ansätzen und am zweiten Tag kam dann die Watschn von den einzelnen Bevölkerungsgruppen (besonders den Indigenas), die sich als Gruppe überhaupt nicht vertreten, nur korrupt und rassistisch behandelt fühlen – sie haben daher beschlossen, nicht aktiv an der neuen Verfassung und anderen politischen Dingen mitzuarbeiten und sozusagen in die Opposition, auf die Straße zu gehen und ihre Rechte durch Demos einzufordern  die Frage ist nur: wie will man eine Änderung bewirken, wenn man nicht in der Regierung mitarbeiten bzw. vertreten sein will – kann mir nur schwer vorstellen, dass das Sinn macht

Ad Wirtschaft:
Das perverse an Ecuador ist, dass es eigentlich kein armes Land ist – hat viele Bodenschätze (vor allem Erdöl), es gibt auch jede Menge Exportgüter (wie z.B. Früchte) und könnte auch mit dem Tourismus reich werden – das blöde an der ganzen Sache ist nur, die Verteilung des Geldes – es gibt hier wenige wirklich super reiche und viele, viele sehr arme, die wirklich um tägliche Brot kämpfen
Durch die Tatsache, das Ecuador eigentlich reich ist, haben in den letzten Jahren viele int. soziale Organisationen die Gelder für diverse Projekte gekürzt, weil sie finden, dass die Regierung ihre soziale Pflicht wahrnehmen soll  das Problem ist nur leider, dass zu Zeit die politische Lage viel zu instabil ist und es noch viele Jahre dauern wird, bis die Regierung ihre soziale Verantwortung wirklich wahrnehmen kann  es baden wieder einmal die Armen aus

Ad Kultur:
Ecuador besitzt wirklich eine große kulturelle Vielfalt, die eigentlich ein Reichtum sein sollte – ist es aber nicht, die Leute empfinden es nicht als solche – es schürt eher das Misstrauen – man spürt nur das der andere, anders ist, fühlt sich benachteiligt – Rassismus spielt hier eine wichtige Rolle  ich glaub aber viele dieser Empfindungen sind allein darin begründet, dass man die andere Bevölkerungsgruppe einfach zu wenig kennt, man einfach zu wenig über den anderen weiß – der normale Durchschnittsecuadorianer reist ja praktisch nie (ist einfach kein Geld dafür da)  ich kenn viel mehr von Ecuador als die meisten der Menschen, mit denen ich zusammenarbeite (in Sto. Domingo kennen die meisten Sto. Domingo, Quito, ein Stückchen Strand (Pedernales oder Esmeraldas) und wenns gut geht noch Guayaquil) aber nicht mehr
Mich würd nur interessieren, wenn alle Bevölkerungsgruppen, die Aufgabe hätte, ihre Verfassung zu schreiben, ob dann nicht doch viele Punkte doch gleich oder sehr ähnlich wären? (weil Menschenrechte und so)
Hab auf jeden Fall Lust bekommen, bei der neuen Verfassung mitzuarbeiten – nur blöd, dass ich keine Ecuadorianerin bin und auch das „falsche“ studiert hab  die nächsten paar Jahre werden auf jeden Fall sehr spannend!

meine Begleiter waren (bzw. die Vertreter von Sto. Domingo de Colorados oder doch lieber STo. Domingo de Columbianos - denn wir waren 3 Ecuadorianer, 3 Columbianer und 1 Oesterreicherin ;-)


jose der vize von der fasca oder was man nicht alles braucht um nicht einzuschlafen


die zwei lustigen schwestern mercedes und jaqueline


carlos, mauro und padre euklides

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